Stellungnahme des DVA zur möglichen Einstellung des Studiengangs ‚Konservierung und Restaurierung/Grabungstechnik‘ an der HTW Berlin

Der Deutsche Verband für Archäologie, der als Dachverband archäologischer Vereinigungen und fachverwandter Wissenschaften in Deutschland die Interessen von insgesamt zwölf, weltweit bestens vernetzten und angesehenen Fachverbänden mit insgesamt mehreren Tausend Mitgliedern vertritt, erlaubt sich Ihnen gegenüber wie folgt Stellung zur geplanten Einstellung des Studiengangs ‚Konservierung und Restaurierung/Grabungstechnik‘ zu beziehen.

Gegen die bekannt gewordenen Pläne haben die Vorsitzenden vieler archäologischer Fachverbände bereits protestiert bzw. werden dies noch tun. Die hierbei vorgetragenen guten Gründe, die gegen eine Einstellung ausgerechnet dieser Studiengänge sprechen, sollen deshalb in diesem Schreiben nicht nochmals im Einzelnen wiederholt werden.

Dem DVA ist es aber wichtig festzuhalten, dass Ihre Hochschule, sollten die Studienmöglichkeiten tatsächlich ersatzlos gestrichen werden, aus unserer Sicht mit dafür verantwortlich sein wird, dass die gerade von politischer Seite geforderte Sicherstellung hochqualifizierten Nachwuchses nicht mehr in der erforderlichen Weise gewährleistet werden kann. Die Bundesrepublik Deutschland ist bekanntermaßen reich an Kulturschätzen, darunter zahlreichen archäologischen Bodendenkmälern und entsprechend vielfältig bestückten Museen. Schon in wenigen Jahren werden Fachkräfte, wie sie momentan noch an Ihrer Universität in hervorragend qualitätvoller Weise ausgebildet werden, nicht mehr in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen. Gerade in Berlin mit seinen international bekannten Museen und den vielen Grabungsaktivitäten in der Stadt würde diese Lücke sehr schnell spürbar werden.
Bei der feierlichen Eröffnung des neuen Archäologiezentrums PETRI BERLIN in der Stadtmitte wurden sowohl der Regierende Bürgermeister als auch die Wirtschaftssenatorin in ihren Reden nicht müde zu betonen, wie wichtig die Archäologie als Wirtschaftsfaktor in der Stadt ist. Gerade vor diesem Hintergrund dürfen die zur Aufrechterhaltung der erreichten Standards enorm wichtigen konservatorisch-restauratorischen sowie grabungstechnischen Ausbildungsmöglichkeiten keinesfalls irreparabel beschädigt werden.

Es wäre aus Sicht der Archäologie-Verbände Deutschlands deshalb geradezu grotesk und peinlich, wenn sich ausgerechnet eine Berliner Hochschule dazu entschlösse, dringend benötigte Ausbildungskapazitäten im Bereich ‚Konservierung und Restaurierung/Grabungstechnik‘ nicht weiter bereitzustellen. Der hierdurch möglicherweise zu erzielende Haushaltsspareffekt stünde in keinem Verhältnis zum immensen Schaden, den eine solche Entscheidung für den Kultur-, Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Berlin bedeutete.

Der DVA ist sich sicher, dass Sie als letztlich verantwortliches Gremium Ihre Entscheidung auch in politischer Hinsicht sehr genau abwägen werden. Wir appellieren daher mit größtem Nachdruck an Sie, die Schließungspläne zu überdenken und letztlich nicht in die Tat umzusetzen.

Mit besten Grüßen und vorzüglicher Hochachtung!

Im Auftrag des Vorstands des DVA und seiner Mitgliedsverbände

Dr. Patrick Schollmeyer
Deutscher Verband für Archäologie e.V.
Präsident

AG Christliche Archäologie zur Erforschung spätantiker, frühmittelalterlicher und byzantinischer Kultur
Archäologische Kommission für Niedersachsen e.V.
Deutscher Archäologen-Verband e.V.:
Dachverband Archäologischer Studierendenvertretungen e.V.
Deutsche Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit e.V. Deutsche Orient-Gesellschaft e. V. Gesellschaft für Anthropologie e.V.
Gesellschaft für Naturwissenschaftliche Archäologie ARCHAEOMETRIE e.V.
Mittel- und Ostdeutscher Verband für Altertumsforschung e.V.
Nordwestdeutscher Verband für Altertumsforschung e.V.
Verband der Landesarchäologien e.V.
West- und Süddeutscher Verband für Altertumsforschung e.V.

Stellungnahme als PDF zum Download

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